Was macht eigentlich ein Barfuß-Coach?

Hallo,

ich bin Bianca, wohne mit meiner Familie im schönen Trier. Hauptberuflich arbeite ich seit 2003 als medizinische Fachangestellte. Außerdem absolvierte ich erfolgreich 2010 die Heilpraktikerprüfung in Mainz. 2022 fasste ich dann, nach der Ausbildung in der Freilauf-Academy, den Entschluss, mich nebenbei als Coach für Fußgesundheit selbstständig zu machen. Die Vorerfahrungen, die ich in meinem Beruf bisher sammeln durfte, sind gleichzeitig wertvoll für die Arbeit als Barfußcoach, denn es gibt durchaus Situationen, bzw. Vorerkrankungen, bei denen Vorsicht geboten ist beim Barfußgehen.

Wie kommt man auf das Thema Fußgesundheit?

Es ist wie so oft: meist leiten einen die eigenen Erfahrungen. So auch in meinem Fall.

Nach der Geburt unserer Tochter machten sich bei mir immer öfter Schmerzen am linken Fuß bemerkbar. Irgendwann waren die Schmerzen so quälend, dass ich keine 500 m mehr gehen konnte. Der Besuch beim Orthopäden ließ sich nicht mehr verhindern. Klar wurde mir erstmal eine orthopädische Einlage verpasst, die ich lange Zeit als sehr unangenehm, sogar schmerzhaft empfand. Der Mensch ist ja bekanntlich ein Gewohnheitstier, also gewöhnte sich mein Fuß auch irgendwann an das unbequeme Übel.

Ein gutes Jahr später meldete sich plötzlich das Knie. Auch wieder die linke Seite. Schwellung, Schmerzen – Knorpelschaden vom Feinsten! Die Therapieoptionen waren nicht sehr groß. Andere Maßnahmen als eine Operation wurden mir damals leider nicht angeboten.

Lange nach der OP machte mir das normale Gehen noch Probleme, an Laufen (im Sinne von Joggen) war überhaupt nicht zu denken… bis ich plötzlich auf Barfußschuhe aufmerksam wurde.

So startete meine eigene Fußgesundheits-Reise. Vom ersten Mal Gehen in Barfußschuhen, über diverse physiotherapeutische Fortbildungen, bis hin zu meinen eigenen Trainingsgruppen und Einzelcoachings.

Ich gebe zu, dass ich kaum komplett barfuß draußen unterwegs bin. Wichtig ist mir, dass ich meinen Füßen die Möglichkeit gebe, so gut es geht, funktionell zu arbeiten und das geht meiner Meinung nach auch mit dem passenden Minimalschuh.

Barfußcoach – nötig oder rausgeschmissenes Geld?

Erstmal muss ich sagen, dass ich den Begriff „Barfuß-Coach“ ziemlich unglücklich finde. Diese Bezeichnung erweckt den Eindruck, dass NIEMAND in der Lage wäre, ohne professionelle Hilfe barfuß zu gehen.

Das ist auch der Grund, warum ich mich lieber als Coach für Fußgesundheit/funktionelles Fußtraining bezeichne.

Achtung! Alles keine geschützten Begriffe, geschweige denn gibt es eine standardisierte Ausbildung dazu.

Deshalb bitte immer genau hinschauen, welches Vorwissen dein Trainer/Therapeut mitbringt!

Trotzdem bin ich der Meinung, dass es für viele Menschen unserer heutigen Gesellschaft fatal wäre, einfach die Schuhe auszuziehen und ihren kompletten Alltag von jetzt auf gleich barfuß zu erledigen.

Unser ganzer Körper arbeitet nach dem SAID-Prinzip (Specific Adaptation to Imposed Demand).

Grob erklärt: Der Körper passt sich an die bestehende Belastung an. Alles, was nicht in Benutzung ist, wird vom Körper abgebaut, denn der Erhalt kostet unnötig Energie. Man denke da nur mal ganz klassisch an das Bild eines Unterarms, der nach einem Knochenbruch 6 Wochen später aus dem Gips befreit wird. Im Vergleich zum gesunden Arm wird dieser ein sehr jämmerliches Bild abgeben. Die Muskulatur wurde eine lange Zeit nicht genutzt, also wird sie abgebaut.

Nun zurück zu unseren Füßen. Ein Fuß besteht nicht nur aus 26 Knochen, die zusammen 33 Gelenke bilden, sondern auch noch aus vielen Sehnen, Bändern und Muskeln, die dafür sorgen, dass ein Fuß „funktionieren“ kann. Ein konventioneller, enger, zu schmaler Schuh gleicht einem Gips, welcher aber nicht nur über Wochen, sondern über Jahrzehnte unsere Füße unterstützt und entlastet hat. Das Ergebnis ist eine schwache Muskulatur, die nicht im Stande ist, unseren Körper den ganzen Tag alleine zu tragen. Das Ergebnis von Hoppla-Hopp-Umstellungen sind oft Mittelfußschmerzen, Sehnenprobleme, bis hin zu Überlastungsbrüchen. Auch kann sich eine Überlastung des Fußes weiter oben durch z.B. Knie- Hüft- oder Rückenschmerzen bemerkbar machen. Das braucht wirklich niemand!

Langsames Steigern der Barfußzeit ist hier das erfolgversprechendste Rezept. Und mit langsam meine ich wirklich laaaangsam. Beginnen lässt sich sehr einfach zuhause im geschützten Rahmen. Erstmal 30 Minuten barfuß in der Wohnung oder im Garten bewegen. Wenn das gut funktioniert, kann die Dauer nach und nach verlängert werden.

Arbeitsbereiche eines Barfußcoachs

Wichtigster Punkt: Aufklärung

Egal wer zu mir kommt, egal welche Veranstaltung besucht wird, der erste und meiner Meinung nach wichtigste Punkt ist immer die Aufklärung. Erst, wenn die Menschen informiert darüber sind, welche negativen Folgen konventionelle Schuhe und Einlagen für unseren Körper haben können, dann sind sie in der Lage, ihren Weg zu wählen.

Gruppentraining/Einzelcoachings

Im Gruppentraining gibt es allgemeine Übungen und grundlegende Informationen zum Thema Fußgesundheit. Das gemeinsame Training macht einfach Spaß und ist für viele eine Motivation, diszipliniert auch zuhause zu üben.

Für komplexere Fragestellungen bietet sich ein Einzelcoaching an. Hier kann die Problematik natürlich viel genauer angeschaut werden und das Trainingsprogramm mit speziellen Übungen ergänzt werden.

Erst der Schmerz macht bewusst, wie wichtig unsere Füße sind

Zugegebenermaßen kommen die Menschen erst dann zu mir, wenn sie Probleme mit den Füßen haben. Die meisten Betroffenen tragen konventionelle Schuhe und haben sich kaum bis nie mit dem Barfußlaufen beschäftigt.

Als Hauptthemen sind hier zu nennen: Knick-Senk-Fuß, Spreizfuß, Hallux valgus, plantarer Fersenschmerz (oft fälschlicherweise noch als Plantarfasziitis bezeichnet), Achillessehnenschmerzen.

Wie schon erwähnt, ist der Anfang dieser genannten Übel meistens eine untrainierte Fuß- bzw. Beinmuskulatur bzw. eine Überlastungsproblematik, was aber auch gleichzeitig einen Hinweis auf die Lösung des Problems gibt – Krafttraining, um die schwachen Strukturen wieder belastbar zu machen!

Wie läuft so ein Coaching ab?

Um einen ganz individuellen Trainingsplan erstellen zu können, ist eine genaue Befragung unerlässlich. Beruf, Hobbies, Vorerkrankungen, relevante Veränderungen, genaue Schmerzlokalisation, und, und, und…

Der nächste Punkt ist die Mobilisation und die Ansteuerung. Ein Fuß, der über Jahre in einem festen Schuh gesteckt hat, wird anfangs erstmal recht steif und unbeweglich sein. Außerdem fällt es den meisten Menschen schwer, die einzelnen Muskeln überhaupt bewusst anzusteuern. Ein gutes Beispiel dafür ist der Abduktor der Großzehe, der das Abspreizen möglich macht. Probiere es doch gerne mal aus!

Das Wiedererlernen der Ansteuerung kann ganz schön mühselig sein, erfordert viel Konzentration und kann auch schon mal etwas länger dauern. Diese Fähigkeit ist allerdings essentiell für alle weiteren Übungen.

Hab ich wieder die Kontrolle über meine Zehen erlangt, geht es los mit dem Krafttraining. Hierbei ist es wichtig zu wissen, dass für die Funktion des Fußes nicht nur die Muskulatur im Fuß, sondern auch die Beinmuskulatur verantwortlich ist, hauptsächlich die der Unterschenkel.

So bekommt jeder seinen individuellen Trainingsplan, angepasst an den Leistungsstand, auf dem er gerade steht.

Disziplin ist der Schlüssel

Wenn du nun aufmerksam gelesen hast, dann ist dir aufgefallen, dass Fußtraining nicht mal so nebenbei laufen kann und auch einiges an Zeit in Anspruch nimmt. Ist man allerdings bereit, diesen Weg diszipliniert zu verfolgen, können Schmerzen reduziert werden, vielleicht sogar ganz verschwinden.

Grenzen des funktionellen Fußtrainings

Auch das möchte ich ansprechen. Es wäre einfach gelogen, würde ich behaupten, dass Fußtraining jeden Menschen schmerzfrei macht. Angeborene Plattfüße sind da ein gutes Beispiel. Hier können Verwachsungen der Fußwurzelknochen untereinander dazu führen, dass es einfach nicht möglich ist, durch Muskelkraft das Fußlängsgewölbe aufzuspannen. Hier ist eine OP das Mittel der Wahl.

Auch bei einem hochgradigen Hallux Valgus, also einer extremen Verlegung der Großzehe, die trotz aller konventionellen Maßnahmen starke Schmerzen verursacht, sollte über eine Operation nachgedacht werden. Hier macht ein Fußtraining vor dem Eingriff absolut Sinn, um einen besseren Start in die Reha zu ermöglichen.


Ich hoffe, ich konnte dir einen kleinen Einblick in das hochinteressante Feld des funktionellen Fußtrainings geben und du kannst für dich entscheiden, ob die Unterstützung durch einen Barfußcoach nun sinnvoll ist oder doch eher Geld- und Zeitverschwendung.

Wichtig für dich: Informiere dich vor Trainingsbeginn über deinen Coach! Welche Ausbildungen, Fortbildung, Qualifikationen wurden erworben? Nur, wer das System Körper bzw. Fuß wirklich verstanden hat, wird auch sinnvolle Lösungen finden.

Liebe Grüße auch an deine Füße

Bianca


Anm. d. Redaktion: Biancas nächster Gruppenkurs startet am 23.04.2024. Thema: Fußschmerzen, Hallux valgus und Fußfehlstellungen. Mehr Infos: Weniger Schmerzen und mehr Lebensqualität

2 Gedanken zu „Was macht eigentlich ein Barfuß-Coach?“

    • Lieben Dank für die positive Rückmeldung.
      Viele Menschen wissen leider noch nicht, dass es diese Hilfestellung überhaupt gibt. Es braucht wohl noch ein bisschen, bis sich dieses Thema rumgesprochen hat.

      Antworten

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